Ein Interview mit Herrn Dr. Hüsgen

Sie sind seit vielen Jahren hier bei der Firma LENSER, wann haben Sie genau begonnen und in welchen Bereichen waren Sie bereits tätig?

Vor ziemlich genau 25 Jahren. Ich habe als technischer Leiter angefangen, war zwischendurch im Vertrieb, habe die Anwendungstechnik gemacht und habe inzwischen eine Consulting-Funktion und bin dadurch die Schnittstelle zum ANDRITZ-Konzern.

Sie haben also viele verschiedene Bereiche des Unternehmens kennengelernt. Was macht speziell Ihren heutigen Arbeitsalltag aus?

Heute habe ich im Wesentlichen einen Consultingjob und mache sehr viel Beratung. Zum einen für die Kollegen von ANDRITZ Separation als auch hier intern, weil ich einen großen Erfahrungsschatz habe.

Aus Ihrer Erfahrung heraus: Ist LENSER innovationsfreudig?

Ja, im Vergleich zu manchen Wettbewerbern sicherlich. LENSER ist immer der Strategie gefolgt, den Bereich Anwendungstechnik zu verfolgen, sei es eine Zeitlang als eigene Firma oder aber auch als interne Abteilung. Dort war man immer sehr nah an den Prozessen und an den Kunden, was dann stets in die Entwicklung eingeflossen ist. Unsere Wettbewerber haben eine solche Abteilung in der Regel nicht.

Wie ist die Position von LENSER innerhalb Deutschlands aber auch international anzusehen?

Das ist erst einmal schwierig, da wir in erster Linie Anlagenbauer beliefern. Davon sitzen zwar viele in Deutschland, die Anlagen an sich bleiben dabei aber nicht in zwangsläufig im Land. Man findet uns vom Feuerland bis Tokio, sprich wir sind überall vertreten. Oft wissen wir nur nicht davon, weil über Anlagenbauer exportiert wird.

LENSER gilt als Pionier in der Herstellung von Filterelementen aus Polypropylen. Können Sie uns einen kleinen Einblick in diesen Bereich der Geschichte geben?  

Das ist sicher chemisch bedingt, da in den 60er Jahren die Kunststoffe wie Polypropylen und Polyethylen großtechnisch erstmals verfügbar wurden. Man war schon lange auf der Suche nach Möglichkeiten, die klassischen Rohstoffe, aus denen Filterelementen hergestellt wurden, wie zum Beispiel Holz oder Metall, durch etwas Besseres zu ersetzen. Auf der anderen Seite war LENSER eine Firma, die Pressen hergestellt hat und daher war die Verarbeitungstechnologie schon vorhanden. Der nächste kleine Schritt war dann das Pressen von Polypropylen-Platten und von diesen Platten hin zu Filterelementen war es dann die naheliegende Evolution.  

Können Sie uns auf dem Weg vom Rohstoff bis hin zum Endprodukt ein paar Eckpunkte nennen?

Der wesentliche Schritt ist das heute teilweise belächelte Pressen, da es als altmodische Technologie angesehen wird. Für unsere Zwecke ist es aber nach wie vor ein gutes und passendes Verfahren, welches zudem noch physikalische Vorteile mit sich bringt. Danach erfolgt eine mechanische Bearbeitung, was im Wesentlichen an CNC-Maschinen passiert. Dann sind die einfacheren Produkte, wie beispielsweise die Isolaten Kammerfilterelemente, fertiggestellt. Die später entwickelten und höher technologischen Produkte, die sogenannten Membranfilterelemente, beinhalten noch einige andere Verfahrensschritte und sind dementsprechend komplexer.

Es gibt heutzutage auch Hybrid-Filterelemente, welche Kammer- und Membranelemente vereinen. Sehen Sie hier die Zukunft der Filterelemente oder in welche Richtung geht diese Entwicklung Ihrer Meinung nach?

Das ist ursprünglich eine Spielerei gewesen, die sich schlussendlich aber nie durchsetzen konnte, da sie keinen zwingenden Vorteil in der Verfahrenstechnik hatte. Das hängt zum Teil mit Werkzeugs-Investitionskosten und anderen Dingen im Hintergrund zusammen. Daher glaube ich nicht, dass sich dieser Trend weiterverbreiten wird.

Ein weiterer Ansatzpunkt ist mehr Innovation und Technik in die Filterelemente einzubauen oder auch die Verfahrenstechnik innovativer zu gestalten. Sehen dabei einen zukunftsträchtigen Ansatz?

Sicherlich, denn die Filterpresse ist über 100 Jahre sicherlich eine zum Teil „dumme“ Maschine gewesen, mit welcher man nur ganz wenige Parameter erfasst hat. Zudem wird sich an den Prozessen und Elementen als solches vermutlich so schnell nichts ändern. Deshalb sind es sicherlich die Maschine, die einen Ansatz für mehr Innovation und Effizienz bietet.

Sie haben sehr viel über die Geschichte der Filterelemente und -pressen erzählt. Was hat Ihnen besonders viel Freude bereitet, als Sie diesen Weg über einen solch langen Zeitraum begleitet haben?

Sicherlich, dass ich sehr viel herumgekommen bin. Ich bin für die verfahrenstechnische und problemtechnische Beratung bei vielen Kunden verantwortlich, weshalb ich bereits von Rio de Janeiro bis Tokyo, von Dar-es-Salam bis zum Polarkreis in Kanada Kunden besucht habe. Das ist ein sehr schöner und angenehmer Nebeneffekt meiner beruflichen Laufbahn.